Sechszehn Fahrzeugteams waren pünktlich vor Ort auf dem Parkplatz des TSV Meine, um von hier aus die Fahrt zu unserer dreitägigen GrandTour 2024 zu beginnen.
Neben bekannten Oldtimerfahrzeugen konnten wir zum ersten Mal den schönen Alfa Romeo Giulia Junior vom Teilnehmerteam Marina und Heinz Laberenz kennenlernen. Einige unserer langjährigen Teilnehmenden kamen mit ihren einfacher zu fahrenden Youngtimer-Fahrzeugen, teils der Bequemlichkeit geschuldet, in einem Fall streikte aber das geplante Tourfahrzeug.
Tag 1 – Anreise
Das Organisationsteam Wolfgang Hesse, Claudia Hiller-Holinka, Klaus Hiller, Eberhard Kunze und Norbert Jacquemar war auf den Start gut vorbereitet: Norbert befestigte die magnetisch haftenden und vom MG Car Club Deutschland e.V. generöserweise zur Verfügung gestellten Tour-Rallye-Schilder an den Fahrzeugen. Wolfgang begrüßte bei der Ausgabe der 24-seitigen Roadbooks die Teilnehmenden mit einem fröhlichen norddeutschen „Ahoi!" bei gleichzeitiger Übergabe von gleichnamigen Lutschbonbons. Pünktlich zur Startzeit gegen 9:00 Uhr rief Norbert mit einem auf seinem Jagdhorn geschmetterten „Halali" alle FahrerInnen zu einer kurzen Fahrtansage zusammen, ehe dann alle Fahrzeuge den Parkplatz verliessen.
Über Celle und Winsen (Aller) fuhren wir auf Bundes- und Landstraßen zielstrebig nach Westen und erreichten nach dem Durchfahren von Hoya nach drei Stunden Fahrtzeit nahezu pünktlich das Eisenbahn-Museum in Bruchhausen-Vilsen.
Hier erwartete uns bereits Herr Volker Hoppmann (stellvertretender Vorsitzender des Deutschen-Eisenbahn-Vereins [DEV]) zu einer informativen Führung durch das alte, aber sehr gut erhaltene und mit vielen zeittypischen Gegenständen dekorierte, Bahnhofsgebäude und über das weitläufige Bahnbetriebswerksgelände dieser einzigartigen, seit 1966 existierenden, Museums-Schmalspurbahn.
In zwei Gruppen aufgeteilt, konnten wir einen Großteil der umfangreichen Fahrzeugsammlung des Vereins in der weitläufigen Fahrzeughalle besichtigen. Unsere Führer erläuterten uns anhand der dort ausgestellten Dampf- und Diesellokomotiven sehr ausführlich die technischen Charakteristika der Fahrzeuge und veranschaulichten sehr gut auch an einigen Personen- oder Güterwagen die verschiedenen Methoden, Werkzeuge und Materialien bei der Restauration oder dem kompletten Neuaufbau der teils mittlerweile sehr seltenen und aus der ganzen Republik zusammengetragenen Fahrzeuge.
Vom Museum aus war es nur eine sehr kurze Fahrstrecke bis zum zweiten Stopp unserer Anreise zum Vorort Dille. Im Restaurant Dillertal wurde uns das bereits vor der Fahrt individuell bestellte gutbürgerliche und reichhaltige Mittagessen serviert. Nach ungefähr 70 Minuten Mittagspause ging es wieder bei schönem Wetter auf die weitere Reise, die uns über Bassum durch eine landschaftlich reizvolle Strecke nach Ganderkesee führte.
Mittlerweile nachmittags im östlichen Bereich von Friesland angekommen, fuhren wir an teils malerisch gestalteten und mit Reetdach gedeckten Bauernhöfen vorbei nach Jade und erreichten dann planmäßig gegen 17 Uhr das Hotel Upstalsboom in Obenstrohe, einem westlich von Varel gelegenen Vorort. Nach dem Abstellen der Fahrzeuge in dem für uns reservierten Parkplatzbereich wurden wir von der für uns zuständigen Rezeptionsmitarbeiterin Frau Zeinab Saab mit einem Sektempfang liebevoll und herzlich willkommen begrüßt. Auch trafen wir hier auf drei weitere teilnehmende Fahrzeugteams, von denen zwei direkt aus Schleswig-Holstein oder bereits einen Tag vorher angereist waren.
Während Einige ihre Zimmer bezogen, trafen sich Andere auf der sonnigen Terrasse zu einem kleinen Umtrunk, „um den Staub der Straßen aus den durstigen Kehlen zu spülen" :-). Gegen 19:30 Uhr versammelten wir uns zum Drivers' Dinner im Restaurant »Entenblick«, bei dem uns ein vorzügliches Abendessen mit Spargel und Schnitzel oder Buntbarsch in Form eines opulenten Buffets serviert wurde.
Tag 2 – Rundfahrt
Der nächste Morgen erwartete uns leider mit stark bewölktem Himmel und leicht frischen Temperaturen, was aber die Cabriofahrer nicht weiter störte.
Nach Bockhorn führte uns die landschaftlich schöne Strecke über kleine Landstraßen Richtung Westen zur „Fehnroute”, in deren Verlauf wir mit der Ortschaft Oltmannsfehn begannen. Die Fehnroute verläuft auf kleinsten Nebenstraßen durch ehemaligen Torflandschaften mitten durch dunkelerdige Felder und entlang von kleinen Kanälen. Beim Durchfahren von Wiesmoor konnten wir holländisches Flair verspüren, als wir einige Straßen entlangfuhren, an denen seitlich ein mit vielen Klappenbrücken gesäumter Kanal lag, in dem ab und zu am Ufer teils schöne alte Plattbodenschiffe vertäut waren. Das war ein sehr schöner Streckenabschnitt, der sich auch landeinwärts bei den Ortschaften Lübbertsfehn und Hüllenerfehn fortsetzte.
Gegen 11 Uhr erreichten wir das nahe der Stadt Emden gelegene Oldersum, um dort bei unserem ersten Tourstopp des Tages das Museum »Alte Seilerei” zu besuchen. Hier wurden wir bereits nicht nur von dem Museumsführer, sondern auch von dem Fotografen und Redakteur Melchert Stromann von der Ostfriesen-Zeitung erwartet, der mit einigen Teilnehmenden Interviews und von den Fahrzeugen viele Fotos machte. Tags darauf wurde dazu in der Druck- und Onlineausgabe der Ostfriesen-Zeitung ein Artikel mit dem Titel „Oldtimer in Ostfriesland – ein Hauch von James Bond" veröffentlicht.
Mit großem und kurzweiligem Engagement führte uns José Hausmann anhand der historischen Maschinen und Werkzeuge in die alte Kunst und die Bedeutung des Seilflechtens ein. Am Ende der circa einstündigen Führung durfte Julia Brudna sogar ihr eigenes Hanfseil flechten und als persönliches Musterexemplar mit nach Hause nehmen.
Von Oldersum aus fuhren wir entlang der Ems zum großen Sperrwerk, das wir vom Ufer aus bei einer kleinen Fahrpause in Augenschein nehmen konnten.
Nach dem »Uphuser Meer« erreichten wir den Ort Suurhausen, wo wir während einer 20-minütigen Pause mit einem kleinen Spaziergang den »Schiefen Turm« besichtigten. Dieser Kirchturm hat eine größere Neigung als der schiefe Turm von Pisa und wird deshalb auch im Guiness Buch der Rekorde aufgeführt.
Von dort aus war es nur noch eine kurze Fahrstrecke bis zu unserer Mittagspause am »Großen Meer« im Ferienhausgebiet rund um Bedekaspel. Am »Bistro am Meer« konnten wir mit regionstypischen Fischbrötchen oder anderen Leckereien wie beispielsweise Softeis unseren kleinen Mittagshunger stillen und einen schönen Spaziergang zum Binnengewässer genießen.
Weiter ging es nordwärts der Nordseeküste entgegen. Das von vielen Touristen besuchte Carolinensiel durchfuhren wir langsam, um uns auch die im Hafen liegenden schönen Museumskutter ansehen zu können. Danach ging es am Deich entlang oder direkt auf dem Deich zum nächsten Stopp beim Bauerhofcafé Schild, um gegen 16 Uhr eine „Kaffee- und Kuchen-Pause” abzuhalten.
Weiter bewegten wir uns auf kleinen Straßen ost- und südostwärts nach Hooksiel und schauten uns bei einer kleinen Park- und Spaziergangpause in Hooksiel das in der Ferne liegende neue LNG-Schiffterminal an.
Über Schortens und vorbei an dem Schloß Gödens erreichten wir mit Eintreffen gegen 19 Uhr beim Hotel Upstalsboom das Ende unserer über 200 Kilometer langen Friesland-Rundfahrt.
Um 20 Uhr war für uns im Restaurant ein wiederum tolles Buffet vorgesehen, diesmal in thematischer Form eines Grillabends. Die Teilnehmenden waren sehr begeistert von der großen Auswahl und hohen Qualität der angebotenen Grillspezialiäten wie bspw. großen Tomahawk- oder Rindersteaks, Hühnerbrustfleisch, Grillgemüse, gefüllten und überbackenen Pilzen und vieles Leckeres mehr.
An dieser Stelle kann auch das Lob der Teilnehmenden für die hervorragende sonstige Gastronomieleistung des Hotels, besonders beim sehr umfangreichen und nahezu alle Wünsche bedienenden Frühstück sowie des immer sehr freundlichen und hilfsbereiten Personals, hervorgehoben werden. Auch das hohe Niveau der schönen, sehr gut ausgestatteten und äußerst ruhig gelegenen, Zimmer wurde besonders erwähnt, ebenso wie die von einigen Teilnehmenden genutzten weiteren Annehmlichkeiten des Hotels wie der große SPA-Bereich oder das angenehm temperierte Schwimmbecken nebst unterschiedlichen Saunen wurden als sehr gut beurteilt.
Gern wurde deshalb für das Hotel- und Servicepersonal auch ein üppiges Trinkgeld eingesammelt. Nach dessen Übergabe folgte das traditionelle Ritual der jährlichen Vergabe des Gnoms. Mit einer anmutig und lustig vorgetragenen Rede durch Torsten Ewers wurde letztendlich der sonst immer die Petzereien der Teilnehmenden notierende und einsammelnde Eberhard Kunze als »Gnombeherberger des Jahres 2024« gekürt.
Erfreulich war im Verlauf des Abends noch die Ankündigung von Jürgen Korth und Heinz Laberenz, dass beide gerne die Sommerausfahrt des Jahres 2025 planen möchten. Leider verhallte bislang der Aufruf zur Organisation der Herbstausfahrt 2024 ergebnislos. Ein Teil der Gruppe ließ sich dann noch in der schönen und großen Bar auf ein paar Getränke nieder, um damit den netten Abend ausklingen zu lassen.
Tag 3 – Rückreise
Bevor wieder um halbzehn Uhr von Norbert Jacquemar das Horn zur Abfahrt erklang, wurde noch ein Gruppenbild der Teilnehmenden vor dem Hoteleingang aufgenommen.
Nach einer kurzen Fahrt durch Außenbezirke von Varel gelangten wir zum idylisch gelegenen Vareler Hafen und konnten dort die auf der Kaimauer gelegene kleinste Kneipe Deutschlands bestaunen.
Nach zügiger Weiterfahrt ostwärts unterquerten wir die Weser durch den Tunnel, um dann südwärts abzubiegen und auf kleinen Landstraßen entlang des Weserdeichs nach Rekum zu fahren.
Hier wurden wir bereits von dem aus Bremerhaven angereisten Uwe Lilienthal, dem Schwager von Wolfgang Hesse, zu einer Führung rund um das zweitgrößte Bunkerbauwerk in Europa empfangen. Uwe Lilienthal veranschaulichte sehr informativ die technischen Finessen beim Bau und der architektonischen Ausführung dieses von der Substanz her monströsen U-Boot-Montagewerk-Bunkers »Valentin« zum Ende des zweiten Weltkriegs.
Wolfgang Hesse erläuterte im Innern des Bunkers noch einige Absurditäten der zeitlichen Gegebenheiten und erinnerte anhand Beispielen an die damaligen Abscheulichkeiten des Naziregimes gegenüber den vielen Zwangsarbeitern bei deren Versorgung und Unterbringung während der kurzen Bauzeit von 1943 bis zur teilweisen Zerstörung und Stilllegung im Herbst 1944.
Über Osterholz-Scharmbeck fuhren wir danach zu unserem geplanten Lunch-Stopp zur »Hamme Hütte Neu Helgoland« am Ortsrand von Worpswede. In der einstündigen Pause konnte ein Großteil der Gruppe das bereits vorbestellte und recht gute Essen genießen, während Andere das Flair des Ausflugsziels am Fluß Hamme im Schatten der Bäume genießen konnten.
Nach dieser Pause fuhren wir in Worpswede die allseits bekannte Bergstraße entlang, an der viele sehr schön hergerichtete und architektonisch interessante Künstlerhäuser stehen. Über Rotenburg (Wümme) und Soltau gelangten wir leider durch viele langsam fahrende Wochenendfahrer erst recht spät gegen 18 Uhr das Bauerncafé »Rölingshof« in Sprakensehl. Hier hatten wir beim auch als Oldtimerliebhaber und -treffpunkt bekannten Besitzer bereits vormittags noch telefonisch einige der begehrten und lecker schmeckenden Erdbeeren-Tortenstücke für uns vorreservieren lassen.
Mit einer kurzen Dankansprache gegen 18 Uhr verkündete das Organisationsteam das offizielle Ende der GrandTour 2024. In kleinen Gruppen wurde dann zügig, aber leider noch auf einer nicht erwartenden Umleitungsstrecke der Weg nach Braunschweig absolviert. Im Raum Gifhorn mußten dann aber noch leider einige Cabriofahrer nach drei Tagen „Oben ohne” wegen eines heftigen gewittrigen Sturz-/Starkregens ihre Dächer schließen.
Fazit: Die GrandTour war aufgrund der Distanzen nach und innerhalb von Ostfriesland mit nahezu 770 Kilometern eine wirklich große und für Einige eventuell anstrengende Sommerausfahrt. Sie wird aber den Teilnehmenden sicherlich durch die Vielfalt der schönen Landschaften, interessanten Besichtigungen, dem überaus guten Hotel und dem liebevoll gestalteten Roadbook in guter Erinnerung verbleiben.
+++ 12. Juni 2024 +++ Wolfgang Hesse +++
Text © Wolfgang Hesse
Bilder © Wolfgang Hesse (43), Claudia Hiller-Holinka (28), Reinhard Voß (22), Google my maps (1)
Download Roadbook GrandTour 2024 Design © Wolfgang Hesse
Legende: … öffnet im separaten Menüfenster weiterführende Informationen, Download Dokumente