„Wir haben bei Herbstfahrten schon so viele schöne Ort in unserer näheren Umgebung angesteuert”, bemerkte vor der Tour ein langjähriger Teilnehmer an unseren Ausfahrten,
„ehe wir diese Orte nochmals mehrfach besuchen, ist es doch nur logisch, dass wir unseren Aktionsradius ein wenig erweitern sollten." Vollkommen richtig … und so hatte das Organisationsteam Wolfgang Hesse, Norbert Jacquemar und Eberhard Kunze bereits im Sommer 2024 mal eine ganz andere Tour als planerische Idee.
Eigentlich sollte diese Herbstfahrt uns in die Gegend rund um und an den Arendsee führen, um dort bei noch schönem Herbstwetter eine kurzweilige Fahrt mit dem Schaufelrad-Nostalgie-Dampfer »Queen Arendsee« zu genießen. Vorab war gedacht, in Salzwedel einen Bäckereibetrieb zu besuchen, der sich des traditionellen Baumkuchen-Backhandwerks schon seit Generationen widmet. Für die Rückfahrt war angedacht, sich noch eine sehenswerte Präsentation eines Traditionsdorf-Freilichtmuseums in Diesdorf anzuschauen.
Die Planung ist die eine Seite, die Realistät leider eine andere. Baumkuchen-Bäckereien in Salzwedel sind so gut besucht, dass sie lange Zeit schon vorher ausgebucht sind oder nur noch einen Termin realisieren können, der partout nicht mit unserer Streckenplanung und Reisezeit zu vereinbaren war. Abfahrtszeiten des Dampfers ließen sich überhaupt nicht in Einklang bringen mit dem Tageszeitplan in Abstimmung mit den Gastronomiebetrieben für die Versorgung mit dem Mittagessen. Und da alle Anforderungen »nicht unter einen Hut gebracht werden konnten«, wurde eine ganz neue Ausfahrt geplant. In eine Region, die wir noch nie besucht hatten: die Altmark mit seinen teils in der Zeit stehengebliebenen kleinen Ortschaften mit teils sehr sehenswerten Fachwerkhäusern, das Zweistromland mit den Flüssen Havel und Elbe und der schönen Landschaft des Biosphärenreservats des unteren Havellandes.
Als Ziel- und Wendepunkt der Fahrt wurde schnell die Stadt Havelberg auserkoren, auch wenn sich die Strecke zunächst erstmal als sehr lang darstellte. Recht schnell waren entlang der Route viele Sehenswürdigkeiten recherchiert: ein Herrensitz hier, ein Schlößchen da, ein pittoresker Dorfplatz, eine sehenswerte achteckige Fachwerkkirche … und … alles garniert mit schönen Strecken mit weiten Landschaften und Wäldern mit herrlichem Baumbestand. Sehr passend für die Herbstzeit und -fahrt! Schnell war dem Planungsteam klar: in Havelberg besuchen wir das »Haus der Flüsse«: ein modernes Museum, das es sich zum Ziel gemacht hat, über das Biospärenreservat zu informieren. Und per Glück fanden wir in der Nachbarschaft zum Museum auch gleich eine attraktive Lösung für das Mittagessen: ein schwimmendes Restaurant auf der Havel am Rand der städtischen Traditionsinsel von Havelberg, keine 10 Minuten vom Museum entfernt, das zudem mit einem großen Parkplatz für unsere Fahrzeuge aufwartete.
Die größte Herausforderung bei der Tourplanung bestand im Weglassen und Abkürzen der Fahrt! Zweimal etwas Zeit verzögernde Fahrten mit Fähren über die Elbe waren leider unabdinglich, um das Ziel erreichen zu können. Um nochmals Zeit und Weg aus der Erkenntnis aus einer Streckentestfahrt einzusparen, wurden auf der Hinfahrt der Besuch eines Schlosses am Rand des Naturschutzgebiets des Drömlings gestrichen, ebenso wie auf der Rückfahrt eine Stadtrundfahrt durch Havelberg sowie eine Fahrt durch die Moore und ausgedehnten Wälder und Sumpflandschaften längs der Havel ebenso wie auch noch der Besuch der bereits schon genannten achteckigen Fachwerkkirche sowie weiter auf der Rückfahrtstrecke die Vorbeifahrt an einer mittelalterlichen Burg sowie an einem kleinen Lustschlößchen. Trotz diesen Einschränkungen verblieb aber noch eine beachtliche und tagesfüllende Herbstausfahrtstrecke.
Nahezu pünktlich von 8:30 bis 8:45 Uhr versammelten sich elf Fahrzeugteams am 15. November 2024 auf dem großen Hof von Marianne und Norbert Jacquemar in Almke bei Wolfsburg. Zwei Teilnehmer hatten leider morgens noch kurzfristig abgesagt. Da die Temperaturen zur Versammlungszeit trotz schönem herbstlichen Sonnenschein noch recht frisch waren, wurde die von Norbert moderierte Fahrer- und Streckenbesprechung in der großen Scheune abgehalten.
Da die Temperaturen zur Versammlungszeit trotz schönem herbstlichen Sonnenschein noch recht frisch waren, wurde die von Norbert moderierte Fahrer- und Streckenbesprechung in der großen Scheune abgehalten. Das obligatorische Teilnehmer-Gruppenfoto wurde nun aber auch noch schnell gemacht.
Mit leichter Verspätung machten wir uns dann gegen 9:20 Uhr auf die Strecke. Zunächst ging es von Almke aus nordöstlich über Volkmarsdorf und Velpke und nach Überquerung der Aller durch das landschaftlich malerisch anmutende Gebiet des Biosphärenreservats Drömling über Kusey nach Klötze, wo ursprünglich die Besichtigung des Schlosses Kunrau geplant war.
Nach gut einer Stunde Fahrzeit gab es mitten in Jeetze erstmals auf dem sehr schönen Dorfplatz ein sehenswertes Fotomotiv. Nach weiteren schönen sechszig Minuten Fahrzeit, die wir aber mit einer viertelstündigen Entspannungs-Rast auf einem Parkplatz an der Straße unterbrachen, erreichten wir kurz vor Osterburg das in einem herrlichen Park gelegene Schloß Krumke. Wir passierten noch das dort vor dem Parkeingang befindliche Kavaliershaus und parkten danach dort unsere Fahrzeuge. Um die Schönheit des Parks (u.a. mit einer großen und sehr alten Ahornplatane) zu erkunden, machten wir uns auf einen 30 Minuten andauernden Spazier- und Erkundungsgang, der uns nach der Außenbesichtigung des Schlosses Krumke dann wieder zu unseren Fahrzeugen brachte.
Weil »Müßiggang und Lustwandeln die schon vorher knappe Zeit kosteten« mußten wir uns nun sputen, um noch halbwegs den geplanten Zeitplan einhalten zu können. Via Osterburg fuhren wir deshalb schnurstracks in die historisch bedeutsame Hansestadt Werben. Dort verkürzten wir aber die geplante Stadtrundfahrt und sparten auch noch Aufenthalte bei der interessanten St. Johanniskirche und beim Stadt- und Elbtor ein, ehe es auf einer sehr kleinen Straße bis zur Motor- und Gierseil-Elbfähre Werben/Räbel ging. Ach ja – die Fähren. Bis kurz vor Abfahrt dieser Herbstfahrt war nicht klar, ob wir diese Fähre nutzen konnten. Erst wieder wenige Tage vor unserer Ankunft wurde die Fähre nach Reparatur eines Havarieschadens aus dem Jahr 2023 wieder in Betrieb genommen. Niemand konnte in der Planungszeit der Tour eine qualitative und verbindliche Auskunft erteilen, ob das Wiederinbetriebnahmedatum auch tatsächlich eingehalten werden wird, so dass das Roadbook noch kurz vor dessen Druck um optionale Umleitungsstreckenvorschläge ergänztt werden mußte. Und der bei der Elbe-Überquerung aktuelle Wasserstand bereitete einigen Fahrern mit deren Fahrzeuge Problememit der geringern Bodenfreiheit ihrer Fahrzeuge von der Zufahrrampe auf die Fährenrampe ohne merkliche Beschädigungen zu gelangen. Aber mit einem bißchen vorsichtigen Rangieren konnten dann die beiden betroffenen Fahrzeuge einigermaßen unversehrt die Fähre befahren.
Nach kurzer Fahrzeit erreichten wir nun unseren geplanten Parkplatz in Havelberg und nach einem kurzen Fußmarsch das zu einem schwimmenden Restaurant umgebaute alte Lastschiff. Auf der »RS Hoffnung« erwartete uns bereits das vorher ausgewählte Mittagessen, das von allen Beteiligten als sehr gut schmeckend gelobt wurde. Da das herrliche Wetter dazu einlud, genossen viele der TeilnehmerInnen nach dem Essen noch ihren Kaffee o.a. mit einer sonnigen Ruhepause auf der Kaipromenade auf den Bänken vor dem Restaurantschiff.
Nach der schönen Mittagpause besuchten wir das Indoor- und Outdoor-Museum »Haus der Flüsse« und informierten uns neben der Begehung eines aufgeständerten Observationspfades in der modern gestalteten Ausstellung über die Beschaffenheit des besonderen Naturreservats am Zusammenfluß der Havel und der Elbe.
Von Havelberg aus fuhren wir dann weiter südwärts, um mit der Gierseil-Fähre bei Arneburg nochmals die Elbe zu überqueren. Es war eine der für diesen Zeiraum letzten möglichen Überfahrten, denn kurz nach unserer Überquerung sollten die für die nur durch die Flußströmung angetriebene Fähre notwendigen Halte- oder Zugseile wegen erwartetem starken Hochwassers demontiert werden und die Fähre ihren Dienst für einige Tage einstellen. Glück gehabt!
Über Bismark und Kalbe (ohne die Besichtigung der mittelalterlichen Wasserburgruine und des kleinen Schlosses Goßler) und nach Überquerung des Mittellandkanals vor Rätzlingen erreichten wir dann spät, aber noch rechtzeitig, den Ausgangspunkt unserer Herbstfahrt für eine noch schöne einstündige Abschlußveranstaltung mit Prosecco, Säften und Knabbereien.
Fazit: Mit dieser etwas zeitintensiven Tour und Fahrstrecke waren wir diesmal in einer uns bis dahin noch nicht bekannten Region, die uns aber durch ihre schönen und abwechslungsreichen Landschaften und teils anmutigen Bebauungen der durchfahrenen Ortschaften begeistern konnte. Die Altmark und die Biosphärenregion »unteres Havelland« war die Reise wert!
Und Dank auch an das in letzter Zeit unermüdlich sich engagierende Oldtimer-Touren-Planungsteam. Mittlerweile war diese Ausfahrt wohl die dritte oder vierte Fahrt, die diese Gruppe für uns in der Folge organisiert hatte.
+++ 4. November 2024 +++ Wolfgang Hesse +++
Text © Wolfgang Hesse
Bilder © Wolfgang Hesse (28), Norbert Jacquemar (5)
Download Roadbook Herbstfahrt 2024 © Wolfgang Hesse
Legende: … öffnet im separaten Menüfenster weiterführende Informationen, Download Dokumente
Die Fahrstrecke im Überblick