Wo fängt man am Besten einen Bericht zu einer vorab stark diskutierten Grand Tour an?
„Bei den mehr als ein halbes Jahr vor der Ausfahrt stattgefundenen intensiven internen Diskussionen über den neuen Fahrtzeitraum Samstag bis Montag?” „Diskussionen über den Verzicht auf ein Roadbook zugunsten einer Wegweisung durch ein rollierendes Fahrzeugfolgesystem?” „Diskussionen über die Hotelauswahl?” „Zusammenfinden eines neuen Organisationsteams, nachdem sich ein Organisationsehepaar wegen diesen Diskussionen aus der anfänglichen Planung zurückgezogen hatte?” „So viele Anmeldungen zur Tour, so dass das Hotel schlichtweg von den Kapazitäten her recht schnell ausgebucht war und Buchungen in einem circa 3 Kilometer entfernten Hotel vorgenommen werden mussten?” „Und dann doch wieder kurz vor dem Start der Ausfahrt eine Reihe von Absagen … oder auch Absagen, die nur am Rande von anderen Gesprächen bekannt wurden. Übel … übel!”
Letztendlich hatte doch Alles mit der Vorbereitung einer schönen Grand Tour und Organisation durch Kathrin und Thomas Czwalina sowie Marianne und Fritz Stöber mal wieder gut funktioniert.„Vergessen wir doch einfach einmal, was vorher war.“ Aber lernen wir am Besten daraus und vermeiden den genannten Stress auf einfache Art und Weise, dass wir und zukünftige Organisatoren einfache Spiel- und Verhaltensregeln aufsetzen, die ihnen die Vorbereitungsarbeiten erleichtern und nicht den Spaß an der ehrenamtlich ausgeübten Sache nehmen. Doch nun auch genug der kritischen Vorrede.
:: Tag 1 (Samstag) :: So kamen am 17. Juni 2023 um die 15 Fahrzeugteams am geplanten Treffpunkt in der Nähe des alten Güterbahnhofs im Südosten von Braunschweig zusammen. Flugs wurden gegen 9 Uhr gegen Zahlung des üblichen Aufwandentschädigungsobulus die Roadbooks ausgeteilt und von Fritz und Thomas noch Hinweise für den ersten Teil der Fahrstrecke vorgetragen.
Zur geplanten Uhrzeit um 09:30 Uhr starteten wir dann in Fahrtrichtung Osten und fuhren nach Königslutter, wo wir dann weiter Richtung Norden fuhren. Langsam, aber beständig, kam auch etwas Sonnenschein hinzu und machte mit der ansteigenden Temperatur auch das Cabriofahren erträglicher. Durchquerend die alten Fliegerhorst-Kasernenanlagen bei Mariental-Horst erreichten wir über den Ort Gardelegen unseren ersten Streckenhalt in Kalbe. Hier gesellten sich noch weitere Teilnehmende zu unserer Gruppe hinzu. Von hier aus hatten wir eine sehr schöne Strecke durch Wiesen und Wälder bis zum herrlich gelegenen Arendsee, an dessen östlichen Ufern wir langsam vorbeifuhren.
Danach bogen wir auf eine kleine und vom Zustand her teilweise schlechte, Wegstrecke ab. Diese Straße war zu Zeiten der DDR wohl ein schmaler Grenz-Kolonnenweg. Dessen Bestätigung zeigte uns später ein Wachtturm-Denkmal als Relikt aus den alten Zeiten an.
Von dort aus war es nicht mehr allzu weit bis zur Elbe, die wir mit der Fähre Pevestorf-Lenzen überquerten.
Film © Thomas Schwarz
Hier am Elbdeich wollten wir eigentlich, wie anno dunnemals bei frühesten Ausfahrten mal wieder ein schönes Picknick veranstalten. Gerade als noch Einige ihre Picknickkörbe und -decken ausbreiteten, kündigte sich ein Gewitter an.
Also wurde schnellstens Alles wieder eingepackt und der einsetzende und immer mehr sich verstärkende Regen veranlasste den Großteil unserer Gruppe zu einen Eilgang zu dem in der Nähe des Deiches gelegenen Café Eisvogel. Einige Andere zogen es vor, dass sich mittlerweile doch zu einem Starkregen entwickelnde Wetter im Fahrzeug „abzuwettern“. Trotz gutem Besucherandrang waren in dem auf einem Ponton-Hausboot gelegenen Café auf der größtenteils überdachten Außenterasse noch genügend Plätze für uns verfügbar, so dass wir dort bei gekauften Getränken unseren Imbiss einnehmen konnten. War dann halt eben ein Picknick der anderen Art ;-) .
Glücklicherweise klarte das Wetter nach zwanzig Kilometern Fahrstrecke hinter der Elbe für einige Zeit wieder auf. Über die Orte Karstädt und Putlitz düsten wir weiter nordwärts. Die Cabriofahrer hatten nach Studium von Apps wie Wetterradar & Co. nach dem letzten Regen vorsorglich die Verdecke geschlossen gelassen. Diese Vorsichtsnahme bestätigte sich alsbald, denn vor und in Meyenburg erwartete uns bereits eine äußerst dunkle Wolkenwand, die sich mit einem wirklich heftige Gewitter über uns entlud. Schon lange hat der Autor nicht mehr so grelle und bizarr verlaufende Blitze mit nachfolgenden schweren und lauten Donnerschlägen erlebt.
So fiel dann der im Ort Meyenburg geplante Besuch des dortigen Schlosses und des dortigen sicherlich sehenswerten Modemuseums „sprichwörtlich ins Wasser“.
Bei langsam abklingendem Unwetter verblieben uns noch eine Stunde Fahrzeit und knapp 60 Kilometer über den Ort Röbel bis zum unserem Zielort Waren an der Müritz, wo wir gegen 17:30 Uhr in unserem Tourhotel »Hotel am Tiefwarensee« leicht erschöpft eintrafen und dann schnellstens unsere gebuchten Zimmer beziehen konnten. Um 18:30 Uhr waren wir ja bereits wieder zum Abendessen verabredet. Hier konnten wir dann auch unsere meist ständigen Tourteilhmenden aus Hamburg und Oldenburg in Schleswig-Holstein begrüßen, die bereits auf direktem Weg vorher angereist waren.
Nach einem wirklich guten Buffet Dinner genossen wir bei interessanten und unterhaltsamen Gesprächen noch einige Getränke bei nettem Beisammensein bei mittlerweile wieder und noch lang in den Abend währenden Temperaturen auf der Restauranterasse.
:: Tag 2 (Sonntag) :: Das Wetter präsentierte sich bereits morgens als „sehr cabrio-freundlich“ und so verließen wir recht früh unseren Hotelparkplatz.
Vorbei in der Nähe des Gutshauses Gievitz fuhren wir durch malerische Wälder und auf Baum-Alleen-Straßen zum wie ein „lost place” anmutenden Schloß in Varchentin.
Dort bildeten wir für ein Gruppenfoto mit unseren Fahrzeugen vor dem Schoßgelände ein schönes und imposantes Line up.
Über Stavenhagen und Remplin (Schloß Remplin) sowie Bristow (Schloß Bristow) gelangten wir dann zum ersten Stopp dieser Rundfahrt am Herrenhaus (Schloß) Schorssow. In dessen an einem See wunderschön gelgenem Park, durchzogen mit prächtigen Wegen mit Rosenspalieren und anderen Schmuckstücken wie beispielsweise einem Hochzeitspavillon, konnten wir für eine halbe Stunde „lustwandeln“.
Danach fuhren wir nach Dobbertin, wo wir beim weitläufigen Kloster unseren zweiten Halt machten, um im Kloster-Restaurant „Brauhaus“ unser bereits vorbestelltes Mittagessen einzunehmen. Wer anschließend Lust hatte, erkundete im parkähnlich angelegten Gelände noch die Klosterkirche und dessen Kreuzgang nebst Refektorium oder konnte die vor dem Kirchturm aufgestellten massiven und schön verzierten Glocken bewundern.
Danach ging es weiter zum Plauer See. Auf den eigentlich geplanten Strandbesuch mussten wir leider verzichten, da angesichts des sehr schönen Wetters der nahe gelegene Parkplatz so überfüllt war, dass wir mit unseren Fahrzeugen keinen Platz mehr fanden. Hätte man sich auch bereits vorher denken können, dass es die Massen bei schönem Wetter zur Erfrischung an den See verleiten würde. So fuhren wir dann gemütlich über Malchow, wo wir eine über zwanzigminütige Wartepause auf die Freigabe der Ortsdurchfahrt wegen der geöffneten Drehbrücke hatten. Malchow ist wohl aber ein von Touristen gerne bevorzugter Ort, was eventuell auf seine schöne Hafenpromenade mit einigen Geschäften und einladend wirkenden Gastronomiebetrieben zurückzuführen ist. Nach weiteren knapp 30 Kilometern Fahrstrecke erreichten wir dann gegen 17:00 Uhr wieder das Hotel. Insgesamt waren wir mit unseren Oldtimern an diesem Tag mehr als 200 Kilometer auf dieser schönen Rundfahrt unterwegs.
Gegen 18:30 Uhr trafen wir uns dann wie üblich Alle wieder zum Abendessen in Buffetform. An dieser Stelle muss auch mal ausführlich und lobend über das Hotel berichtet werden. Im Vorfeld waren wir ja bereits darüber informiert worden, dass der Betrieb größtenteils von (leicht) behinderten Menschen bewirtschaftet wird. An Ort und stelle wurden wir am ersten Abend vom Leitungspersonal gebeten, gewisse Spiel- und Ordnungsregeln zu befolgen, so dass für das Servcepersonal ein einfacher und reibungsloser Organisationsablauf möglich sei. Das Personal war äußerst freundlich und immer hilfsbereit und hat alle von uns geäußerten Wünsche äußerst zufriedenenstellend und bravourös erfüllt. Die Bewirtung war einwandfrei und die Küchenleistung perfekt – das Essen war teils „himmlisch” gut und wurde von allen Teilnehmenden überschwänglich gelobt. Die einmalige und äußerst ruhige Lage in einem alten Villenviertel von Waren sowie die umgebenden, schön angelegten und sehr gepflegten, Gartenanlagen mit einem wundervollen Blick und Zugang zum See sind weitere bemerkenswerte Attribute dieses Hotels.
Unbemerkt von Allen, die sich bereits auf der Restaurantterasse Gesprächen und Getränken hingaben, tagte zwischenzeitlich das »Komitee« für die Verkündung und Vergabe unseres Tour- und Gruppenmaskottchens »Gnom Bosch«. Gekürt wurden Julia Brudna (Annahme unter im Nachhinein verständlichen Protest) und Thomas Schwarz unter dem auslösenden Faktor, dass Beide Ihren MG B »Grünling« nach dem Regenunwetter am Vortag am Elbdeich mit Kaffeebechern u.a. lenzen bzw. wieder leer schöpfen mussten.
:: Tag 3 (Montag) :: Da die Rückfahrt in Eigenregie vorgesehen war, hatten wir uns bereits am vorherigen Abend auf eine der beiden von den Organisatoren vorgeschlagenen Strecken geeinigt. Wir bevorzugten die Strecke ohne erneute Fähre über die Elbe, sondern über eine Brücke bei Dömitz. Das Wetter war sehr gut, die Sonne verwöhnte uns auf’s Allerbeste.
Wir verließen gegen 10:30 Uhr Waren und fuhren entlang am Plauer See über Lübz und Neustadt-Glewe bis zum Dömitzer Hafen.
Dort nahmen wir im Hotel »Dömitzer Hafen« (Restaurant mit schöner Beach Bar) auf der überdachten Außenveranda noch einen kurzen Lunch zu uns, ehe wir weiter über Uelzen bis nach Gifhorn fuhren. Hier nahmen Einige noch gerne die Einladung von Anja und Sönke Driller an, die Tour Zuhause bei ihnen bei einem kleinen Getränk oder Kaffee und Kuchen entspannend ausklingen zu lassen.
:: Fazit :: Man kann in unseren Breiten eine Sommerausfahrt wegen des nicht mehr kalkulierbaren Wetters (siehe Tag 1 dieser Fahrt) prospektiv so gut wie möglich nicht mehr planen und muss einfach leider auch im Monat Juni mal mit schlechtem Wetter rechnen. Ansonsten war diese Grand Tour sehr gut organisiert, das Roadbook sehr informativ und umfänglich sowie schön (aus)gestaltet, auch wenn nicht alle Ziele aus unterschiedlichen Gründen erreicht werden konnten. Herzlichen Dank gebührt dem Organisationsteam für diese schöne Drei-Tage-Fahrt mit unseren Oldtimer-Schätzen, die uns dieses Mal in eine Gegend geführt hatte, die wir noch nie bereist hatten.
+++ 13. Juli 2022 +++ Wolfgang Hesse +++
Text © Wolfgang Hesse
Bilder © Wolfgang Hesse (41), Reinhard Voß (11), Wikipedia (2), Torsten Ewers (1), unbekannte Person (1)
Download Roadbook GrandTour 2023 © Thomas Czwalina
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