9. Oktober 2022, Sonntagmorgens gegen 08:30 Uhr: 7-8 °C herbstliche Morgenfrische, leichter Nebel und einen Streifen
Sonne am Horizont bei klarem Himmel, lange Schattenwürfe noch auf dem Boden – beste Rahmenbedingungen, dass eine schöne Herbstausfahrt beginnen kann!
Der große freie Parkplatz beim Einkaufszentrum Kaufland in Braunschweig-Stöckheim füllt sich langsam. Nacheinander trudeln fast zwanzig Oldtimerfahrzeuge mit ihren Besatzungen ein. Einige robuste Cabriofahrer haben schon ihre Verdecke geöffnet, aber der überwiegende Teilnehmerkreis steht noch ein wenig fröstelnd beieinander und läßt sich ein wenig die schon etwas wärmende Sonne ins Gesicht und auf den Körper scheinen. Norbert Jacquemar und Wolfgang Hesse, die Tour Guides für den heutigen Tripp, teilen die Roadbooks aus, erläutern kurz ein paar Hinweise zum ersten Teilstück der Strecke und geben gegen 09:00 Uhr das Signal zum Start der Fahrt.
Braunschweig gen Süden verlassend, geht es durch noch verschlafen anmutende kleine Ortschaften über Kissenbrück bis nach Bornum und hier mit sehr gedrosselter Fahrgeschwindigkeit über eine schmale, nahezu einspurige landwirtschaftliche, aber für den allgemeinen Verkehr freigegebene, Nebenstraße durch ein landschaftliches Idyll über kleine Brücken und einen Bahnübergang sowie vorbei an einer etwas größeren Weide mit schwarz-weiß gefleckten und in der Sonne ruhenden Kühen (wann und wo kann man noch Kühe im Freiland sehen?) ins bäuerlich-dörfliche Dorstadt, wo auf die Bundesstraße in Richtung des Harzes abgebogen wird. Die Freude über eine gut ausgebaute Straße währt nur kurz, denn alsbald wird auf eine schon etwas mehr hügelig verlaufende Landstraße nach Salzgitter-Bad abgebogen. Davor noch ein kurzer zehnminütiger Stopp, um sich wieder als Gruppe zu versammeln oder mal in die Büsche zu gehen. Fast wäre dabei eigenmächtig Wolfgangs MG in Franks Citroën 11 CV gerollt, aber ein beherztes Zugreifen von aufmerksamen Umstehenden und schnelles Arretieren der Feststellbremse verhindert Schlimmes.
Kurz Salzgitter-Bad auf der zweispurigen Bundesstraße durchcruisen und noch ein wenig auf der folgenden Schnellstraße („naja … mit 30 bis 60 Stundenkilometern Fahrgeschwindigkeit wegen einer Baustelle …”) gen Süden fahren, geht es dann auf einer landschaftlich schönen Strecke und den ersten kleineren Serpentinenkurven wegen der Überwindung kleinerer Höhenzüge munter, abwechslungsreich und entspannt weiter bis nach Lamspringe. Hier treffen wir auf Dieter Hübner und seinen Bruder, die bereits am Straßenrand mit dem MG TF 1200 wartend sich zu einer Gedenkfahrt unseres leider zwei Wochen vorher tödlich verunglückten „Hannes" in unseren Lindwurm einreihen.
Über einen bislang noch für viele von uns unbekannten, leicht kurvigen und leichte Berge hinauf und herunter führenden Streckenverlauf erreichen wir gegen 11:15 Uhr das Fagus-Werk in Alfeld und parken unter Anweisung des Fagus-Mitarbeiters unsere Fahrzeuge bei Traum-Sonnenwetter fotoattraktiv vor dem Eingang und an der Längsseite des historischen und architektonisch sehr anmutigen Fabrikgebäudes.
Frau Rotering und Herr Heuer, unsere beiden ExpertInnen für die einstündige »Entdeckertour« durch das Werk, erwarten uns bereits im Eingang zum Museum. Mit sehr sachkundigen Informationen, Hinweisen und kontextlich umfassenden Erläuterungen zeigen sie uns sehr gut das Wirken von Carl Benscheidt (Werksbegründer) und Walter Gropius (Architekt) auf und gehen auf architektonische Highlights sowie Wissen und die Bedeutung rund um die Fertigung von Schuhleisten ein.
Fragen unserer aktiv sich beteiligenden Wissbegierigen bleiben fast nie unbeantwortet. Wir lernen viel Interessantes und Neues dazu.
Der Rundgang endet in der rückseitig des Fabrikgebäudes gelegenen Maschinenhalle, wo wir im Fagus-Gropius-Café bereits von Herrn Sperling mit seinem Team zum vorab bestellten Mittagessen erwartet werden.
Nach kräftiger Stärkung durch das gut schmeckende und variantenreiche Essen besuchen Mehrere noch das Fagus-Museum und erkunden die Welt der Schuhleisten und der unterschiedlichen Schuhmoden sowie die architektonische Entwicklung des Werkes auf eigene Faust.
Wolfgang gibt einer Redakteurin der örtlichen Presse informative Auskünfte. Mit einigen Oldtimer-Enthusiasten führt die Redakteurin Stephanie Marschall noch Einzelinterviews und macht mit ihnen und deren Fahrzeugen schöne Fotos, die tags darauf mit dem Bericht „Viele Schmuckstücke vor dem Welterbe" in der Alfelder Zeitung und der Hildesheimer Allgemeine sowohl in deren Print- als auch Online-Ausgaben publiziert werden.
Wie im Raodbook vorgesehen, versammeln wir uns noch zum Anfertigen eines Gruppenfotos auf der Treppe zum Haupteingang beim Fagus-Verwaltungsgebäude mit unseren Fahrzeugen im Vordergrund, ehe es wieder zum zweiten Teil unserer Tour auf die Strecke geht.
Wir geniessen eine wirklich schöne und fahrtechnisch abwechslungsreiche Streckenführung, die uns durch langgezogene Täler und mit kurvenreichen Auf- und Abfahrten über den Höhenzug Ith führt. Durch das herbstlich schön gefärbte Laub der Bäume kitzeln Sonnenstrahlen unsere Nasen bei all Denen umsomehr, die offene Autos fahren. Die Temperaturen sind sehr angenehm, die laufend wechselnden Landschaftsausblicke sind gut für Körper und Wohlbefinden. Leider bricht in Scharfoldendorf bei einem Wendemanöver bei Franks Citroën 11 CV eine Schaltstange, so dass er und sein Beifahrer Holger lieber vorsichtshalber ab dort sich bereits auf die Rückfahrt begeben. Leider hatten diese Entscheidung zu Beginn der zweiten Etappe auch bereits ein paar Andere vorgenommen, so dass sie leider nicht die weitere schöne Strecke in Erfahrung bringen konnten. Bei Grünenplan biegen wir nochmals zu einer landschaftlich sehr reizvollen Rundstrecke über den dicht bewaldeten und mit einigen Kurven zu erklimmenden Höhenzug Hils bis hin zum Ort Wenzen ab.
Über Freden und nochmals Lamspringe sowie Rhüden gelangen wir nach Bornum am Harz, wo wir die Landstraße nach Liebenburg benutzen.
Am dortigen Schloß werden wir von Gerd Winner empfangen, der uns zum Besuch der einzigartigen Schloßkirche „Mariä Verkündigung" einlädt und uns in der Kirche Imposantes zu deren Geschichte und der wunderschönen Innenausgestaltung erzählt.
Anschließend dürfen wir noch die Winnerschen Atelierräume und Druckwerkstätten im Nachbargebäude besichtigen und Viele von uns können ihr Wissen über Siebdrucktechniken erweitern. Auf der Terrasse des im Garten der Schlosskirche gelegenen heutigen Gartenhauses lassen wir diese Herbstausfahrt bei leichten Getränken und nach dem Abhalten einer Gedenkminute für die im letzten Jahr in unserem Kreis Verstorbenen mit Beginn der einsetzenden Dunkelheit ausklingen.
Fazit: „Kaiserwetter für eine Saisonabschlußfahrt – so macht ein Herbstausflug mit den Oldtimern noch einmal doppelt so viel Freude!”
+++ 21. Oktober 2022 +++ Wolfgang Hesse +++
Download Roadbook © 2022 Wolfgang Hesse
Download Presseartikel © Stephanie Marschall, Alfelder Zeitung
Fotos: Wolfgang Hesse (25), Manfred Hufenbeck (5), Reinhard Voß (9)
Streckenverlauf