Dass es gutes Wetter während der dreitägigen GrandTour geben sollte, zeichnete sich bereits zum Beginn der Ausfahrt ab. Bei herrlichem Sonnenschein versammelten sich am Freitag, dem 25. Mai 2018, ab halbneun Uhr 50 gut gelaunte TeilnehmerInnen mit ihren 25 Fahrzeugen auf dem ausreichend großen Parkplatz rund um die diverse schöne MG-Fahrzeuge beherbergenden Garagen bei »MG Sander«, um auf die von Carsten Sander, Frank Kornetzki und Wolfgang Hesse vorbereitete Sommerausfahrt aufzubrechen. Der Hof füllte sich bald mit geschäftigem Treiben an – einerseits freudige Wiedersehens- und Willkommensgespräche, andererseits mit dem Auspacken der reichlich mit Sponsoren-Artikeln1) gefüllten Umhängetaschen des MG Drivers Clubs Deutschland e.V. und dem Entdecken des dieses Mal in einem ungewöhnlichen Format ausgestalteten Roadbooks 2).
Nach der Initialidee von Carsten und Frank, die Fahrtanweisungen durch „händisches Scrollen" zu „entwickeln", hatte Frank die notwendigen Holzrahmen mit entsprechenden Drehwellen gebastelt. Wolfgang konnte das mit zweimal 120 cm Informationen in einem Stück gespickte Dossier als das bisher längste Roadbook unserer Touren mit der produktionstechnischen Unterstützung von Thomas Czwalina realisieren. Trotz intensiver Vorbereitung der Fahrstrecke konnten aber ein paar Tage vor dem Start noch aktuelle Streckensperrungen registriert werden, so dass das bereits schon fertiggestellte Roadbook adhoc mit einem Ergänzungsblatt „5-vor-12-Baustellen-Umleitungen« angereichert werden mußte.
Nach der obligatorischen Strecken- und Toureinweisung durch die Organisatoren und einem Gruppenbild der TeilnehmerInnen hieß aber endlich und äußerst pünktlich um 9:30 Uhr „Ladies and gentlemen – start your engines!“ Der schön anzusehende Troß der vielen Roadster, einigen Coupés und Limousinen verließ Salzgitter-Thiede in Richtung Süden, um über kleine Landstraßen dem Harz näher zu kommen. Die lauschige Fahrt führte uns durch kleine Dörfer des Harzvorlandes an Liebenburg vorbei über Goslar, Clausthal-Zellerfeld auf luftige Höhen bei Sankt Andreasberg und dann den Harz wieder herunter über Bad Lauterberg ins südliche Mittelgebirgevorland Richtung Bartolfelde. Von dort leiteten uns leicht kurvige Straßen zu unserer Mittagsrast im Gasthof Bodenstein am Fuße der Burg Bodenstein.
Hier hatten wir reichlich Zeit, das bereits vor der Ausfahrt individuell gewählte und wirklich gut schmeckende Essen zu geniessen. Viele nutzten auch die Gelegenheit, die idyllische und nah gelegene Burganlage mit einem Verdauungsspaziergang zu erkunden.
Nach zweieinhalb Stunden Müßigang ging es dann wohlgestärkt wieder auf die Strecke. Nun hatten wir die erste Umleitungsstrecke zu meistern, die sich aber als eine landschaftlich sehr schöne Strecke u. a. an einem Höhenzug mit einer 17%-Steigung und ein paar Haarnadelkurven präsentierte.
Nach der Durchfahrt von Treffurt näherten wir uns Eisenach. Hier hatten wir ja bereits vor ein paar Jahren bei einer Ausfahrt die Wartburg besichtigt und waren das andere Mal im Museum »Automobile Welt Eisenach« zu Gast gewesen. Eigentlich war das für Viele von uns schon ein teils vertrautes Terrain, dennoch war die Durchfahrt der Stadt trotz relativ guter Anweisungen für ein paar TeilnehmerInnen nicht so einfach zu bewältigen, so dass auch einmal alternative Straßen gefahren wurden. Dennoch waren fast Alle nach Eisenach wieder auf der empfohlenen Strecke und wir konnten auf kleinsten Nebenstraßen das erste Mal Kontakt mit dem schönen Thüringer Wald aufnehmen. Einen Teil der Strecke konnten wir sogar auf dem Rennsteig fahren, obwohl das Motto der Fahrt „Rund um den Rennsteig” lautete. Recht pünktlich erreichten wir unser Tourhotel »Zur guten Quelle« in Brotterode.
Alsbald spülten Einige den Staub der Straße mit erfrischenden Getränken weg, während Andere dafür eine Dusche bevorzugten. Gegen 19:30 Uhr traf man sich dann zum gemeinsamen Abendessen und geselligen Beisammensein und ließ dann teils im Restaurant oder auf der Gartenterasse, die zwischenzeitlich wegen des schönen und noch angenehm lau temperierten Abendwetters geöffnet wurde, den schönen Tag ausklingen.
Ausschlafen war nicht angesagt, denn die Abfahrt zur Tagesfahrt »Rund um den Rennsteig« war für 9:30 Uhr angesagt. Nach Buchung des Hotes (bereits im Sommer des vergangenen Jahres) mußte aber bereits bei der späteren weiteren Planung der Tour berücksichtigt werden, dass an diesem Wochenende sich mehr als 15.000 SportlerInnen zum größten europäischen Marathon-Event, dem Guthsmut-Rennsteig-Lauf, in der Region eingefunden hatten. Das hatte zur Folge, dass viele Straßen, Orte und/oder Ortsdurchfahrten im Umfeld des Rennsteiges entweder zeitlich oder ganz gesperrt waren. Somit waren auch wir gezwungen, recht früh zu starten und erstmal wieder von Brotterode via dem schönen Bad Liebenstein in nordwestlicher Richtung nach Eisenach zu fahren, um von dort dann südöstlich über Friedrichsroda nach Ohrdruf zu gelangen. Insgesamt war es eine Strecke von nahezu 120 Kilometern – die direkte Strecke wäre nur 35 Kilometer lang gewesen! Gerne hätten wir neben dem somit einzigen planbaren Ausflugsziel »Tobiashammer« an diesem Tag auch noch andere interessante Orte aufgesucht. Da aber auch die weitere Rundfahrt durch die Verkehrsbeeinträchtigungen sehr weitläufig gestaltet werden mußte, verblieb es an diesem Tag nur bei diesem Ziel. Aber das war sehr gut!
Das Technikmuseum »Tobiashammer« wird liebevoll vom Geschäftsführer-Ehepaar Bettina und Tobias Kalbitz betreut. Es besteht neben einem Empfangs- und Verwaltungsgebäude mit herrlich angelegtem Skulpturengarten aus mehreren historischen Gebäudeensemblen auf dem riesigem Grundstück einer alten Wassermühle mit noch/wieder funktionierendem Hammerwerk aus dem 17./18. Jahrhundert. Für unsere für zwei bis drei Stunden angesetzte Verweildauer hatten wir einen Mittagslunch sowie die geführte Besichtigung gebucht.
Zunächst gab es für Jeden als eine kleine Erfrischung den Begrüßungstrunk »Hammeröl«, der sich als wohlschmeckender leichter Kirschlikör entpuppte. Danach gab es je nach Vorbuchung entweder zwei typische Thüringer »Hammerrostbratwürste« mit einem »Schmiedebräu« (alternativ ein Softdrink nach Wahl) oder mehrere Obstkuchenstücke mit großem Kaffeepott, die als Lunch im lauschigen Biergarten eingenommen werden konnten. Danach ging es auf einen über zweistündigen Entdeckungsrundgang durch das ganze Areal.
Zunächst stellte uns Thomas Kalbitz die historische Hammerschlaganlage vor. Herr Kalbitz führte uns mit seiner humorvollen Art und mit großem Sachverstand sehr gut in die Arbeitswelt der Kupferschmiede vor mehr als 200 Jahren zurück. Ein Highlight war die Live-Vorführung des aus massivem Holz gefertigten und mit Wasserkraft angetriebenem Hammerwerks. Hier konnte man an den wuchtvollen, schnellen Schlägen und dem ohrenbetäubenden Getöse und den spürbaren Erschütterungen des festen Gebäudebodens erahnen, wie der Alltag der hier beschäftigten Kupferschmiede gewesen sein mußte. Lustig wurde die Vorführung einer moderneren, kleinen und elektrisch-pneumatisch angetriebenen Hammermaschine, die Herr Kalbitz im Rhythmus aktueller Hip-Hop-Grooves werkeln und erklingen ließ. Imposant war auch die Vorführung der mit 12.000 (!) PS starken und weltweit größten Dampfmaschine, die das Museum vor vielen Jahren aus dem Nachfolge-DDR-Kombinat der bekannten Maxhütte hierher retten konnte. Wie es sich für ein Hammerwerkmuseum auch gehört, wurden abschließend noch viele ausgestellten Hammer bewundert. Besonderes Interesse fand dabei für uns der präsentierte »Oldtimerhammer«, der neben anderen oder dem »Feierabend-Hammer« begeistern konnte. Irgendwann drängte aber dann auch die Zeit zum Aufbruch.
Nun ging es daran, den weiteren Ost- und Südteil der Gegend rund um den Rennsteig zu erkunden. Durch den schönen Thüringer Wald cruisten wir auf herrlich kleinen Straßen mit teils vielen Kurven, Steigungen und Gefällen häufig bis an die 15% über Geraberg durch IIlmenau, Schönbrunn oder Oberrod bis nach Suhl, dem südöstlich am Weitesten gelegenen Durchfahrtspunkt unserer Rundfahrt. Nach Suhl hatten wir mal wieder eine zwar adhoc mit Google Maps eingeplante Umleitungsstrecke, die uns zeitlich aber nicht weiter zurückwarf. Dennoch war es noch eine ganz schön weite Strecke bis zu unserem Hotel, wo wir nach 240 Kilometern Tagesstreckenlänge gegen 18 Uhr eintrafen.
Wie tags zuvor, wurde schnell einmal der Staub „abgespült“, um sich dann zum Abendprogramm zu treffen. Wie bereits am vorangegangenen Tag, stellte uns der Hotelier Reinhard Lesser standesgemäß die Auswahl des reichhaltigen Abendessens in Buffetform vor.
Und wie immer sahen dann alle TeilnehmerInnen ab 21:30 Uhr freudig gespannt unserer traditionellen »Zwerg- oder Gnom-Verleihung« entgegen. Zunächst aber bedankte sich Wolfgang mit einem kleinen Geschenk bei Thomas für dessen tatkräftigen Unterstützung bei der drucktechnischen Realisation des Roadbooks. Und dann tagte das »Committée«, um sich intensiv über die während der Tour von den Teilnehmern gepetzten oder aufgefallenen „Missetaten“ der Fahrer oder Fahrerinnen zu beratschlagen. Diesmal wurde als Erweiterung der Regeln festgelegt, dass nicht nur der „Haupttäter" ermittelt werden sollte, sondern dass alle anderen erwähnten Kandidaten oder Kandidatinnen an Ort und Stelle durch den »Vollstrecker« mit Ohrenlangziehen, Nasenverdrehen oder anderen Maßnahmen „gezüchtigt und zur Ordnung gerufen” werden sollten.
Eberhard Kunze und Sönke Driller machten zur „Belustigung des Volkes“ ihre Rollen als »routinierter Moderator« und als »gnadenloser Vollstrecker« bravourös. Noch konnte der bereits Auserkorene herzhaft mitlachen, ehe sich „die Schlinge um seinen Hals" legte. Unter großem Beifall und Gejohle wurde Andreas Jakob der Gnom/Zwerg »Bosch« von den „Vorjahreseltern" Angelika und Burkhard Frahm überreicht. Andreas bedankte sich mit einer freundlichen, lustig-launigen Rede für seine Ehrung und versicherte, das er den Gnom für die nächsten zwölf Monate gut betreuen und beherbergen wird. Bis knapp vor Mitternacht wurden dann noch nette Gespräche geführt.
Nach dem Hotel-Check-Out waren am nächsten Tag um 10 Uhr die Fahrerbesprechung und der Start zur Rückfahrt angesagt. Bei bestem Sonnenschein-Wetter verließen wir Brotterode, um westwärts mal wieder Richtung Eisenach zu fahren. Dabei passierten wir zunächst erstmal wieder den schönen Kurort Bad Liebenstein, der Vielen von uns durch seine schönen Gebäude sicherlich in guter Erinnerung bleiben wird.
Kurze Fahrtzeit später hatten wir einen Stopp beim Schloß Altenstein eingeplant. Hier genossen wir für knapp eine Stunde das Lustwandeln durch einen Teil der wunderschön gelegenen und von Fürst Pückler angelegten, weitläufigen Gartenanlage im Stil „englischer Gärten“. Fast mediteranes oder südtiroler Flair, tolle Blickachsen im Park und weite Panoramen der angrenzenden Täler und Hügelketten machen diesen Park zu einem Kleinod, das man gesehen haben sollte.
Aber allzu langen Müßiggang konnten wir uns bei einer noch verbleibenden Fahrstrecke von nahezu 300 Kilometern nicht mehr erlauben. Also hieß es, flugs weiter gen Norden zu fahren, um im Raum Bad Herleshausen die Werra zu überqueren. Nach dem Passieren von Heiligenstadt erreichten wir eine halbe Stunde vor der eigentlichen Zeitplanung den Endpunkt »Grenzlandmuseum« vor Duderstadt. Am »Grenzlandgrill 10° Ost« hieß es dann für die TeilnehmerInnen der Drei-Tages-Ausfahrt „Tschüß"-Sagen. Einige nahmen noch einen kurzen Lunch zu sich, Andere besuchten das Museum oder machten einen Stadtrip durch Duderstadt.
Der Rest fuhr bei sehr schönem und warmem »Sommer«-Wetter in kleinen Fahrzeuggruppen entweder über den Harz oder um die Westseite des Harzes herum in die Heimat zurück. Dort erreichte den Autor dann am späten Nachmittag die Nachricht, dass nachmittags nahe bei der Strecke unserer tags zuvor absolvierten Rundfahrt im Ort Ilmenau ein für dieses Jahr typisches Gewitterunwetter heruntergegangen war, das die Straßen überflutet und mit einer bis zu 20 cm hohen Hagel-/Schneeschicht bedeckt hatte. Da hatten wir ja mal mit dem durchgängigen Sonnenschein (ein Hip-Hip-Hurra von den Roadsterfahrern!) bei sommerlichen Temperaturen mit unserer Tour mal richtig Glück gehabt!
+++ 5. Juni 2018 +++ Wolfgang Hesse +++ © Fotos: Wolfgang Hesse (49), Reinhard Voß (17)
1) Ein ganz großer Dank geht an die Unterstützer dieser Tour: MG Drivers Club Deutschland e.V. > Umhängetasche, MG Drivers Magazin, MGDC Vereinsflyer, MGDC Veranstaltungsankündigungen, zwei Blöcke, mehrere DEUVET-Service-Anhänger MG Car Club Deutschland e.V. > MGCC Vereinsflyer Belmot Versicherungsbüro Blaskewitz > Informationen zu Oldtimer-Versicherungen, Oldtimer-Checklisten GeraNova Bruckmann Verlagshaus > aktuelle Exemplare der Auto Classic Hiscox Oldtimer Versicherung > Pocket Price Guide Classic Cars (trotz Ankündigung leider erst nach Beginn der Fahrt eingetroffen, Verteilung erfolgt beim Stammtisch oder bei der Herbstfahrt) PSA Bank Deutschland > robuste Parkscheibe Organisatorenteam > 2 x Capri Sun Erfrischungsgetränke, diverse Lollis, Mini Ritter Sport Schokoladen, Schweizer Schokoladenplätzchen, Maoams, Sahnebonbons u.a.
2) Idee und Form © Frank Kornetzki und Carsten Sander 2 ) Inhalt © Wolfgang Hesse, Frank Kornetzki und Carsten Sander 2) Gestaltung © Wolfgang Hesse