Von allen Teilnehmern schon fast fiebrig erwartet und in der Vorlaufzeit von den Initiatoren und Organisatoren Hans-Karl und Elke Reinecke akribisch vorbereitet, startete endlich am Sonntag, dem 8. September 2013, abends mit einem Treffen bei den Beiden unsere langersehnte »Superior Grand Tour« „Dolce Vita 2013”.
Wo soll man einen Bericht über eine 12-tägige Oldtimerreise bestens anfangen: chronologisch am Anfang oder zusammenfassend am Ende? Fangen wir mit einem simplen Statement mal hinten an: „Die Tour war mit wenigen Worten gesagt »nicht nur super, sondern grandios!«” Und für die perfekte Vorbereitung und Durchführung gebührt Elke und Hans mehr als ein nur riesiges Dankeschön! Und das hat die 12-köpfige Teilnehmergruppe in den sechs Fahrzeugen TR6, TR 250, MGB, VW Käfer Cabrio, Mercedes 280 SL Cabrio und Mercedes 220 S Limousine nicht nur einmal bestätigen und sagen können. Fangen wir nun mal mit dem tatsächlichen Verlauf an.
Verabredungsgemäß um 18:30 Uhr waren Alle fröhlich, frisch gewaschen und voller Tatendrang in der Roonstraße versammelt, wo uns zur einleitenden Tourbesprechung und als Motivationsschub ein kleiner italienischer Snack erwartete. Kurz einen kleinen Prosecco, einen kleinen Vino bianco, typische Salami und feinster Schinken genossen, dann ging's pünktlich ab Richtung Hildesheim, wo wir gegen 22:00 Uhr zur Verladung unserer Fahrzeuge auf den DB Autozug erwartet werden sollten. Bis zur Ortseinfahrt Hildesheim ging Alles termingerecht und flott voran. Plötzlich standen wir auf einer zweispurigen Einfallstraße, vor uns in weitem Blickfeld nur noch Blaulichter, Krankenwagen und Feuerwehrfahrzeuge, hinter uns baute sich langsam ein prächtiger Stau auf. Und nun? Die Zeit verrann! 90 Minuten Stau bis zur Freigabe der Straße nach Räumung eines schweren Kreuzungsunfalles mit sechs Schwerverletzten wurde per Mundpropaganda von Fahrzeug zu Fahrzeug weiter gegeben. Was tun? Also ergriffen wir die Iniatiative und griffen steuernd in den Verkehr ein, dass alle hinter uns Stehenden langsam zurückfahren oder drehen sollten und wir so Alle über eine seitliche Öffnung der Straße über eine parallel verlaufende Bypass-Straße die Unfallstelle umfahren konnten. Uff, das hätte zeitlich auch eventuell ins Auge gehen können.
Aber wir waren rechtzeitig noch zur Verladung präsent und in Null-komma-nix waren unsere Autos auf den Waggons verlascht und wir konnten mit viel Spaß im Warteraum die Ankunft des Reisezuges abwarten. Nun wie von der Deutschen Bahn bekannt: sie fährt fast immer, nur nicht immer pünktlich. Anstelle Abfahrt um Mitternacht nahmen wir mindestens 45 Minuten später Fahrt in unseren winzigen Schlafwagenabteilen (ab Hildesheim werden modernisierte Doppelstockwagen-Schlafwagen von der DB eingesetzt) auf.
Nahezu pünktlich erreichten wir Lörrach und erlebten noch im Zug eine Überraschung, als wir auf Katia Grosjean und Henner Ruth trafen, die mit ihren beiden TRs kommend vom traditionellen Stadtparkrennen bereits seit Hamburg mit an Bord waren und nun zu einer Familienfeier an den Genfer See weiterreisen wollten. Großes Hallo! mit herzlichen Gesprächen.
Gegen neun Uhr konnten wir uns dann endlich auf den Weg gen Süden machen. Zunächst ein wenig Geschlängel durch Lörrach und ein paar Verbindungsstraßen Richtung Rheinfelden, dann ein fröhliches „Gruezi” dem Schweizer Zoll und weiter auf der Autobahn vorbei an Sissach, Luzern,
dem Vierwaldstätter See, Altdorf, Wassen und nach Abfahrt bei Göschenen auf die Straße zum St. Gotthard. Im Vorfeld hatten wir bereits erfahren, dass uns am St. Gotthard nicht so feines Wetter erwarten würde. Nach Erreichen der Vegetationsgrenze waren wir dann wirklich umgeben von mystischer Nebelkulisse. Aber welch' Überraschung – der St. Gotthard-Pass offenbarte sich am höchsten Punkt beim St.-Gotthard-Hospiz mit herrlichem Sonnenschein, zwar frisch, aber mit guter Fernsicht.
Nach kurzer und herzhafter Vesper und Begrüßung eines Ehepaares aus Saarlouis, dass mit seinem betagten MG TC gerade von einem Oldtimertreffen aus Norditalien zurück reiste (er in kurzen Hosen mit Hinweis, talwärts südlich wäre bombig warmes Wetter, hm: dieser Tipp als Vorgeschmack zu unserer Weiterreise ließ die Herzen höher schlagen), genossen wir die bildhaft schöne Alpenabfahrt nach Airolo. Von Bellinzona aus düsten wir vor Erreichen des Lago Maggiore auf kurviger Schnellstraße durch die Berge östlich weiter zu unserem ersten Etappenziel Hotel Socrate gleich am Grenzübergang Schweiz/Italien in Ponte Tresa am Luganer See.
„Buona Sera, Italia!” Erstmal ein Getränk, dann ein gutes Abendessen – das hatten wir uns redlich verdient.
Nach halbwegs angenehmer Nacht (wer ein Zimmer ohne Seeblick hatte, wurde doch schon ab 5:30 Uhr durch den zunehmenden Verkehr an der Zollstation leicht gestört) wieder die Fahrzeuge mit Koffern bepackt, ging's weiter am Luganer See entlang und die Berge hinab Richtung Varese in das flachere Obernorditalien. Zunächst erstmal über die Autostrada (hier verloren wir in einer verkehrskritischen Autobahnauffahrt Ursel und Andreas in ihrer Mercedes-Limousine, aber Dank der guten Videoüberwachung konnten nette Polizeibeamte, der Pannenservice des italienisches Automobilclubs mit einer Abschleppaktion sowie eine regionale Mercedes-Benz- Niederlassung mit Reparaturservice schnell den Fehler »Verlust des Massekontaktes durch Lösen einer M8-Schraube« beheben, so dass Beide kurz nach uns später das Zielhotel erreichen konnten), dann ab Legnano über moderate Landstraßen über Magenta, Vigevano, Lormello, Sale und teilweise Nutzung weiterer Autobahnen Richtung Allessandria und weiter Nizza Monferrato machten wir kurzen Halt bei dem mit Elke und Hans befreundeten Winzer Roberto Urscheler (mehr dazu weiter unten) und ein paar
Kilometer weiter auf einen Cafe bei Walter von der »Jolly Bar« und dem »Ristorante Senza Stelle«, ehe wir dann unser Hotelziel »Tenuta La Romana« (hier auch eine Hotelbeschreibung über die Webseite des italienischen Agriturismo) erreichten.
Das »Tenuta La Romana« (> Film 12 min.) liegt herrschaftlich inmitten von Weinbergen, bietet zwanzig große und geschmackvoll ausgestattete Zimmer (Fotogalerie des Agriturismo) mit Sat-TV, WLAN sowie geschmackvollem, individuellem Mobiliar, große Banketträume für Veranstaltungen, eine nett angelegte Gesamtanlage mit wohl temperiertem Swimmingpool und einem wahrlich guten Restaurant in einem separaten Gebäude.
Nach kurzer Pause, Einrichten der Zimmer und Auffrischen des Körpers trafen wir uns im Restaurant zu einem sehr guten Abendessen mit interessanten Weinen. Das Essen nahmen wir auch zum Anlass, uns schon einmal bei Elke und Hans mit einem von Wolfgang gebasteltem Pokal-Display für die gute Vorbereitung und Organisation zu bedanken.
Der vierte Tag unserer Tour war komplett einer durch Uschi (»Donna Uschi« sprich »uˌʃkiː« („Uski”)) und Frank ausgearbeiteten »Großen Piemont-Rundfahrt« gewidmet.
Zunächst genossen wir die kurvenreiche Fahrt durch die hügeligen Weinberge, links und rechts Blicke werfend auf schöne Dörfer hoch auf den Kuppen mit Kirchtürmen oder kleinen Festungen, ehe wir in der schönen Stadt Alba einen Stadtbummel mit kurzweiligem Shopping unternahmen.
Doch viel Zeit für Besichtigungen oder Geldausgabe war uns nicht vergönnt, da wir alsbald weiter Richtung Verduno fuhren, wo wir dem international bekannten und renommierten Künstler
Valerio Berutti (siehe seine interessante und ausgezeichnete Webseite) einen Besuch in seinem Ausstellungsraum in einer alten Kirche abstatteten. Valerio Berutti, sichtlich überrascht über den
guten und uns inspirierenden Bericht im ADAC-Reisemagazin »Südliches Piemont«, zeigte und erläuterte uns sehr ausführlich seine Werke, seine Haltung und seine weltweiten Erfahrungen seines interessanten Lebenslaufes auf. Weiter ging es über La Morra, die Weinprovinz Barolo, Monforte
d'Alba auf 600 Meter Höhe mit fantastischem Blick über die Langhe – das Piemont zeigte sich von der besten Seite – in die Haselnuss-Hauptstadt Cortemiglia und nach weiteren reizvollen 35 Kilometern
herrlicher Fahrt bei schönstem und warmen Wetter zum Hotel, wo uns bereits nach kurzer Relaxzeit Roberto Urscheler mit einer wundervollen, amüsanten und äußerst interessanten Weinprobe erwartete. Wir genossen neben kleinen kulinarischen Wurst-, Schinken- oder Käsespezialitäten eine wahrlich gute Einführung in herrliche Weiß-, Rot- oder Dessertweine, die Roberto Urscheler zu einer der ersten Adressen unter den traditionellen Weinbauern der Region machten. Man spürte förmlichseine Liebe zu seiner Arbeit zusammen mit seiner Frau Maura, die sich im Laufe des Abends dazu gesellte, in den 30 ha großen Anbauflächen, dem aufwändigen handwerklichen Können und die Hingabe an seine jährliche Produktion von insgesamt 30.000 Flaschen, die ihren Weg in regionale Restaurants, aber auch über ausgesuchte Distributoren oder an internationale Privatkunden finden.
Das Leitthema des Tages lautete „Rundfahrt zu den Amaretti und Nociole (Haselnüsse)”. Zunächst statteten wir der Cantina Urscheler noch einen Besuch ab, ließen uns in schwelgerischer Erinnerung der vorabendlichen Weinprobe von ihm ausführlich seinen Betrieb zeigen und zückten dann anhand der umfangreichen Weinliste (> Download) unsere Order.
Nachdem etliche Weinkisten im geräumigen Kofferraum des Mercedes-Benz 220 S oder auch im VW Käfer Cabrio ihren Platz gefunden hatten, fuhren wir nach Mambaruzzo, wo wir nach kleinem
Stadtbummel die ausgezeichnete »Pasticceria Moriondo Verginio« aufsuchten, um leckere Amaretti-Gebäckwaren oder guten alten Grappa zu probieren oder zu erwerben. Von dort aus fuhren wir über
Fontanile und vielen anderen kleinen Städtchen oder Dörfern mit Besichtigung einer schönen Kirche in Mombaruzzo zum Weingut von Oscar Ferro in San Bovo. Dort erwartete uns nebst dem
obligatorischen kleinen Snack eine weitere Weinprobe – hier mal mit ausgezeichneten Weißweinen der Region Asti. Nur gut, dass wir noch Platz zum Verstauen hatten. Doch der Abend bot noch weitere angenehme Überraschungen der besonderen kulinarischen Art. Mit einem Minibus fuhren wir nicht weit von unserem Hotel entfernt in das von außen unscheinbar wirkende »Ristorante Il Quartino« (siehe Youtube-Film), einem traditionellen Stammlokal regionaler Trüffelsucher mit hervorragender Küche.
Bereits im Vorfeld hatten wir dort ein mehrgängiges Menü vorbestellen lassen, das bei allen Teilnehmern die Erwartungen bei Weitem übertraf. Wow – hier gab es feinste italienische oder Piemonteser Küche par Excellence.
Mit dem Lied von Caterina Valente „Komm' ein bißchen mit nach Italien, komm' ein bißchen mit an das blaue Meer …” (> Youtube) im Ohr und bei Einigen morgendlicher, erfolgreicher Beruhigung gelegentlichen Sodbrennens des Magens (woher wohl?), machten wir uns recht früh auf den Weg weiter Richtung Süden. Via Calamandra, Montabone und Terzo verließen wir die Gegend der Weinberge. Endlich mal was Anderes: Kiefern und Laubbäume! Und am Horizont tauchte nach drei Stunden verlockend das Meer auf. Rein nach Spotorno, rauf auf den Kreisel am Ende der Strandpromenade, parkieren und „Bella Macchina!”-Bekundungen annehmen oder diskutieren und dann hinein in das Strandrestaurant »Sirio«, das von Katja (einer gebürtigen Norddeutschen) und ihrem italienischen Mann nicht nur liebevoll ausgestattet wurde, sondern mit viel Herzblut auch betrieben wird.
November 2016: Leider ist beim Relaunch der Webseite die Kopie dieses Artikels von der alten Webseite nicht ganz so verlaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Aber wir geben die Hoffnung nicht auf, auch diesen Artikel in ganzer Länge wieder zu rekonstruieren.