„See you soon again!” wurde zu einem geflügelten Wort der großen Ausfahrt vom 22. bis 24. Juni 2012. Trotz ausführlichem Roadbook gelang es den Teilnehmern nicht immer, die eigentlich von den Organisatoren Jan (Körber) und Horst (Nonn) landschaftlich schöne und fahrtechnisch interessante Route auf Anhieb zu bewältigen. „Schwamm drüber!”, ist doch auch schön, des Öfteren einen U-Turn zu fahren, um altbekannte Gesichter in ihren Wagen wieder zu sehen, die auch in die gleiche falsche Richtung oder Straße eingefahren waren. „Humor ist, wenn man trotzdem lacht”, besonders dann, wenn man gebeten wird, „an einer T-Kreuzung weiter geradeaus zu fahren”. Schlau ist, wer das nicht blind beachtet und dadurch im Gebüsch oder gänzlich woanders landet.
Aber langsam der Reihe nach. Ungefähr 25 froh eingestimmte Teams trafen sich nach Passage einer teils durch Baustellen gesperrten Ortsdurchfahrt in Groß Schwülper, um die Einweisungen für die Tour 2012 zu erhalten. Perfekt, auf dem Parkplatz, der wohl auch als Markt genutzt wird, stand ein mobiler Fischstand. Eine gute Einstimmung für manch Einen, der morgens schon einmal als Einstimmung für die Fahrt an das Zwischenahner Meer und das Land der Friesen etwas Fisch speisen konnte (oder wollte). Pünktlich um 9:30 Uhr setzte sich der bunte Troß hauptsächlich britischer Fahrzeuge gen Nordwesten in Bewegung.
Die erste Etappe führte uns über Wipshausen, Meerdorf, Dollbergen, Immensen, Burgdorf, Groß Burgwedel zu einer halbstündigen Kaffeepause an den Springhorstsee. Nettes Ambiente dort – ein schöner See mit anmutendem Strandfeeling, herrlicher Sonnenterrasse des dortigen Hotels mit Restaurant und Café. Schon schönes Wetter, was will man zum Start und den ersten 70 Kilometern Strecke einer Ausfahrt mehr?
Weiter ging es über Mellendorf, Steimbke, Rethem, Hassel nach knapp 90 Kilometern Strecke in den Raum rund um Hoya. Nach mehreren Irrfahrten in und um die von vielen schönen Bauernhöfen gesäumte Ortschaft oder den Landstrich Wöpse ('um die Möpse') und verzweifelter Suche des richtigen Briefkastens, bei dem rechts abgebogen werden sollte, gelangten wir zu einem idyllischen Anwesen einer Klostermühle, die für die Gegend ein schon fast traditionelles Ausflugsziel ist und seit langer Zeit von einer Österreicherin mit ihrer sehr persönlichen und eigenen Art als Gasthof mit kleinem Hotel bewirtschaftet wird. Es gab ausreichend Zeit, auf dem Mühlenboden den Hunger mit einer nahezu opulenten typischen österreichischen Brotzeit zu stillen und danach die herrliche Gegend zu erkunden.
Jeder Müßiggang muss auch einmal zu Ende sein, denn wir hatten ja ein Ziel vor Augen. Also hieß es „Ade!” sagen, um über Berxen, Harpstedt, Wildeshausen, Großenkneten (da-da-da!), Huntlosen, Achtermeer, Klein Scharrel nach knapp 100 Kilometern und Einfahrt über Edewecht unser Ziel Bad Zwischenahn zu erreichen. Feines Hotel „Am Badepark” , ausreichend Parkraum, Freiluftterasse, aufmerksames und nettes Personal – Zeit, um ausgedörrte Kehlen mit ein oder mehr Getränken jeglicher Couleur und Art zu besänftigen.
Koffer ausgepackt, letzte direkt angereiste Teilnehmer begrüssen, Defilé am reichlichen Buffet und BBQ, Assistenz bei der Beamer-Einrichtung, schnell noch die eine oder andere Deutschland-Fandekoration an den Mann oder die Frau gebracht. EM-Spiel Deutschland-Griechenland schauen, bei den Hymnen ehrfürchtig erheben und leise mitsingen, jedes Tor bejubeln und sich mit der Gruppe freuen. Lustige Sprüche und wichtige Kommentare der vermeintlichen Experten. Nach Mitternacht noch an die Bar, letzte Gespräche [oder wie man den 'Absacker' auch nennen möchte ;-)] führen. Schlafenszeit!.
Denn die Rundfahrt durch das Küstenland fing ja schon wieder um 9:30 Uhr an. Links und rechts viele Baum- und Pflanzenplantagen (Bildungsurlaub:„Oha, hier kommen also die vielen Pflanzen für die Baumärkte her …”), ansonsten 'plattes Land und Weitsicht allerorten'. Das hatten die Planer mit dem Tourtitel „Up dat platte Land” ja auch versprochen. Und das Wetter war ja auch (noch einigermaßen) gut. Zweites Versprechen eingelöst! Über Hüllstede, Stapel, Wiesmoor, Marx (kein Schreibfehler!), Friedeburg gelangten wir aus Richtung Schortens nach Jever, wo für uns der zentral gelegene 'Alte Markt' als Parkplatz reserviert und unser Eintreffen mit längerer Pause in der örtlichen Tageszeitung angekündigt war. Dementsprechend füllte sich der Platz auch mit vielen Schaulustigen rund um unsere Fahrzeuge und Fragen über Fragen konnten und mussten den Interessierten beantwortet werden.
Hauptattraktion für uns war aber die Besichtigung der Brauerei Jever. In zwei Gruppen aufgeteilt folgten wir der interessanten und sehr schön gestalteten zweistündigen Führung durch die moderne Industriebrauerei und lernten dann im didaktisch sehr gut aufgemachten und mit herrlichen antiken Ausstellungsstücken ausgestatteten Brauereimuseum viel Interessantes über die Kunst des Bierbrauens kennen. Wir haben beispielsweise registrieren dürfen, dass nur der 'weibliche' Hopfen zur Bierherstellung verwendet werden kann (ja, ja immer die Frauen …) und dass der Bierbauch der 'männlichen' Spezies nicht so sehr dem Bierkonsum zuzuschreiben ist, sondern dass der Genuss von Bier appetitanregend ist (gut zu wissen, meine Herren …).
Das Finale bildete eine Verkostung der diversen und leckeren Biersorten, die in Jever produziert werden. Dabei mußten sich die Fahrer natürlich mächtig zurückhalten, um nicht die 'Lappen' in Gefahr zu bringen. Kein Problem für uns in unserem Alter, denn den immensen Rekord einige Zeit zuvor von einigen Jungmännern konnten und wollten wir sicherlich nicht und uns selber in Gefahr bringen. Insgesamt waren diese zwei bis drei Stunden ein sehr schöner Veranstaltungspunkt.
Kurz darauf wieder auf die Piste – bei schon etwas rauherem Wind und frischeren Temperaturen und leichten Regenfällen Kurs auf das Wasser zu. Richtige Nordsee sehen, Seeluft einatmen. Ab nach Horumersiel zum Hafenparkplatz. 20 Minuten Küstenfeeling, danach kostet's eine Tageskarte für das Abstellen des Fahrzeuges. Keine Zeit, ein altes Seenotrettungsboot anzuschauen.
Über Waddewarden, Moorhausen, Dykhausen, Gödens zum Hofcafé Horster Grashaus. Die wahrlich großen Windbeutel überstiegen bei Weitem das Sehvermögen, dann doch lieber ein gepflegtes Stück Torte. Aber die war genauso (über)groß. Und sehr lecker. Empfehlenswert. Danach über Bockhorn (Empfehlung: jährlich großer Oldtimermarkt mit mehr als 20.000 Besuchern), Seghorn, Altjürden und Wiefelstede zurück zum Hotel. Beine hochlegen. Frisch machen.
Abends (dieses Mal ein wenig später) „the same procedure as every year”. Nettes Abendessen vom Buffet, viele Gespräche, lustige Sprüche und Anekdoten. Um halb zehn dann eine nette und lustige Attraktion durch das gut aufgelegte Hotelpersonal: der typische und traditionelle Ammerländer Löffeltrunk.
Der geht wie folgt: mit der normalerweise nicht genutzten und zur Faust geballten Hand wird mit eingeklemmten Daumen ein mittelgroßer Zinnlöffel gefaßt und mit ausgestrecktem Arm zum Einschenken des Ammerländer Weizenkornes von sich zur Mitte des Tisches gehalten. Der Hausherr (hier das Hotelpersonal) ruft aus: „Ick seh di”. Darauf der Gast: „Dat freit mi.” Und dann im Wechselspiel: „Ick sup di to.” „Dat do.” Alle: „Prost”. „Ick hev di tosapen.” Und der Gast antwortet letztlich: „Hest'n recht'n drapen!” Lustig, diese Friesen, nicht wahr?!?
Anschließend wurde dann von Hans (Reinecke) und Wolfgang (Hesse) ein neuer Wanderpokal enthüllt und feierlich als Dankeschön für die Vorbereitung der Tour an die beiden Organisatoren gereicht. Wir wollen es als gute Sitte in den nächsten Jahren so machen, dass die jeweiligen Organisatoren auf der Registerliste der 'Grand Tour Tutors" erwähnt werden, die sich seitlich auf dem Pokal, einer modellartigen Nachempfindung einer alten Zapfsäule mit Schauglas, befindet. Das ölartig farbige Füllmaterial (hochprozentig) kann elegant mit einem Zapfhahn in ein Glas abgefüllt werden. Ganz oben auf der Säule wurde erstmalig das neue Signet (Logo) für die schon seit über zwanzig Jahren bestehende Gemeinschaft mit der 2011 von Dietrich (Leypoldt) geprägten Bezeichnung „Classic Cars Braunschweig” als Plakette gezeigt. Warum eigentlich 'Grand Tour'? Und 'Tutor'? 'Grand Tour‘ ist ein historischer Begriff, der im 17. Jahrhundert aufkam, als vornehmlich englische (passt auf uns) Adlige in die europäischen Länder reisten, um andere Kulturen, Sitten, Gebräuche und Menschen kennen zulernen (machen wir ja auch jedes Jahr). Und da die Vorbereitung solcher Reisen in die Ferne und in das Unbekannte angesichts der politischen Landschaften und landestypischen Auflagen sehr aufwändig war, organisierten später sogenannte Tutoren dieses Unterfangen auf recht professionelle Weise (so wie bei uns). Alles klar?
Zwischenzeitlich hatte bereits das Kommittée getagt. 'Newbies' der Gruppe lassen sich mal am Besten diese traditionelle und schon fast rituelle Funktion von den 'Oldies' erklären. Mehr zur diesjährigen Verleihung des Grand Tour Gnoms „Bosch” liest man im separaten Bericht „Gnom of CCB's Grand Tour 2012 wieder in unserer Gemeinschaft”. Achim (Keune) trägt's mit viel Humor und wie zwischenzeitlich auch bekannt wurde, hat der Gnom nach längerer Zeit im muffigen Koffer endlich mal mehr wieder frische Luft schnuppern können (> siehe auch Gnom on tour).
Tag drei der Tour. Es hatte sich bereits abends zuvor und verstärkt nachts angekündigt und war von Vielen befürchtet worden. Regen, Regen, Regen! Und nicht gerade wenig. Tanken fahren, auch nicht recht wenig bei den Preisen. Gen Süden kurven. Pirgo, Altenoythe, Westerloh, Glaßdorf passieren und Garrel, Tweel, Ahlborn hinter sich lassen. Gasthaus Engelmannsbrücke wegen nicht kooperativer Mitwirkung des Besitzers gemieden, Visbek im starken Regen nicht gesehen, ebenso Goldenstedt, Ehrenburg, Scholen, Schwaförden und Bücken. Nach 140 Kilometern im Landgasthof Okelmann bei Warpe gelandet. Immer noch Regen, aber auch reichlicher Mittagstisch nach Hausmannsart. Noch einen Kaffee oder Espresso. Danke und Tschüß sagen. In kleinen Grüppchen heimwärts. Schade, kein „C U soon again" mehr. Nur noch Bundesstraße ins Braunschweigische Land. Da hört dann kurz mal der Regen auf. Nachdenken über das Fazit. „Das war mal wieder eine Bomben-Tour! Und die Truppe ist wirklich eine besondere und sehr nette, die man nicht missen möchte!” Tröstliches: Man sieht sich ja bald wieder zur Herbstausfahrt. Oder längstens nach zwölf Monaten. Oder im kleineren Kreis bei den monatlichen Treffen mit Erzählungen, die Nichtmitfahrer neidisch werden lassen sollen.
Vielen Dank nochmals an Jan und Horst!
280 Bilder der Sommerausfahrt stehen in der Gallerie auf unserem Server bereit:
Bilder von Wolfgang Hesse:
Bilder von Monika Keune:
Roadbook (49 MB PDF)
© 13. Juli 2012 Wolfgang :-)
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