2016 001 mgt brandenburgSchönstes Cabriowetter war zur Sommerausfahrt angesagt. Dass sich daraus eine wahre Hitzeschlacht mit einigen Fahrzeugausfällen und zeitweisen Stillständen hauptsächlich an den ersten beiden Tagen entwickeln sollte, ahnten wir beim Start bei herrlichem Wetter beim Avalon-Hotel Königshof in Königslutter noch nicht. 

Mehr als 25 Fahrzeugteams waren der Einladung der Organisatoren gefolgt, gen Osten auf unsere übliche Drei-Tage-Tour zu gehen. Nach einer herzlichen Begrüßung und Einweisung in den nächsten Streckenverlauf hieß es pünktlich um 10 Uhr „Ladies and gentlemen, please start your engines!"

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In kleinen Pulks nahm der wieder einmal schön anzusehende Troß seine Fahrt auf. Flugs Königslutter durchquert, ging es durch Süpplingen, Morsleben und Beendorf via Walbeck nach Flechtingen. Einen kurzen Blick auf das nette Wasserschloß am idyllischen See auf der rechten Seite werfen, dann im Kreisverkehr den nächst größeren anzusteuernden Ort Haldensleben suchen und über Hasselburg und Bülstringen mit grober Richtung Magdeburg dorthin brausen.

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Kurz noch einmal zwischendurch eine Pause einlegen. In der Gegend von Hütten im großen Übungsgelände auf militärischen Verkehr achten. Und sich einen Weg suchen, denn trotz wirklich guter Vorbereitung war auf einmal mitten in der Landschaft unsere Wunschroute wegen einer Baustelle gesperrt. Auch nicht schlecht – sieht man seine Mitreisenden einmal schön im Gegenverkehr. 

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Eh' wir uns versahen, waren wir pünktlich zur Mittagszeit in Ringfurth in der Gaststätte »zur Tenne« angelangt, wo das von uns bereits vorbestellte Mittagsmahl wartete. Schatten für unsere Oldies auf dem Parkplatz: Fehlanzeige! Motoren abkühlen durch geöffnete Motorhauben und Persennings für die Roadster-Innenräume. Und für uns ein angenehm temperierter Festsaal, den wir in der Gaststätte über den »Promille-Weg« entern konnten.

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Der zur Mittagszeit ganz verschlafene Ort Ringfurth präsentierte sich fast wie eine Szene aus dem Film „Spiel mir das Lied vom Tod!” Flirrende Hitze, keine Wolke am Himmel, kein laues Lüftchen – absolute Stille. Fehlte nur noch die bekannte Mundhamonika-Melodie. Nach einem guten Mahl und Abkühlen unserer Fahrzeuge ging es  weiter ostwärts.

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Gern sind auf unsere Ausfahrten immer wieder Fährenfahrten gesehen. Nach nur wenigen Kilometern erreichten wir in Grieben die Fähre über die Elbe. In kleinen Grüppchen wurden wir recht schnell übergesetzt. Gerne wäre vielleicht Jeder noch ein wenig länger auf dem Wasser gewesen. Obwohl während der Überfahrt auch nicht wirklich eine Abkühlung zu erhaschen war.

Weiter ging es auf lauschigen Landstraßen nach Genthin und Roßdorf. Auf dieser Strecke gab es durch die mittlerweile auf 36 °C angestiegene Hitze den ersten Fahrzeugdefekt. Ein TR6 war heiß gelaufen und mußte an einer Kreuzung erstmal zur Pause zwecks Abkühlung der Benzinpumpe rechts ran fahren. Nachdem sich Hilfebereite beim Fahrer vergewissert hatten, dass es nur diese Ursache für den Stillstand gab, fuhren Alle weiter nach Brandenburg. Und Brandenburg entpuppte sich als wahre »Hitzeschlacht«.

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Wegen eines schweren Unfalls war (so erfuhren wir im Nachhinein) die Autobahn gesperrt und der Verkehr wurde zur Rush Hour komplett durch Brandenburg umgeleitet. Die Folge war ein immenser Stau auf allen doppel- oder mehrspurigen Hauptverkehrsstraßen durch die Stadt. Puh – nicht nur die Hitze durch die gleißende Sonnenstrahlung, sondern auch noch die Hitzeabstrahlung durch die meist rechts fahrenden Lastwagen und Busse. Schwupps stand an einer der folgenden Kreuzungen der nächste TR6 wegen Überhitzung. Und bei uns lief während der mehr als einstündigen Passage durch die Stadt der Schweiß in Strömen.

Nach weiteren 45 Minuten Fahrt durch Groß Kreutz, Derwitz und Glindow und dann endlich schon mal stückweise die Havel sehend, erreichten wir nach Durchfahrt der Stadt Werder unser Ziel Hotel Seminaris im Süden von Potsdam, idyllisch gelegen am linken Ufer des Templiner Sees.

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Nach kurzem Check-in und Bezug unserer schönen Zimmer stand für Viele erstmal eine kühlende Dusche an. Andere nutzten sogleich das Angebot einer umfassenden Getränkeversorgung auf der großen Aussichtsterasse, ehe wir uns zu einem guten und geselligen Abendessen in den klimatisierten Speiseräumen wieder trafen.

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Natürlich wurde der schöne und draußen sehr angenehm zu verbringende Abend noch für viele Gespräche genutzt, ehe Jeder nach seinem Gefallen sich zur Nachtruhe begab.

Tag 2: heute war während der regionalen Aus- und Rundfahrt Programm angesagt. Wieder über Werder, Glindow, Damsdorf und Schenkenberg zurück Richtung Brandenburg, jedoch noch mit zwar schon warmen, aber angenehmeren Temperaturen.

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Dennoch mußten wir uns pünktlich auf 11 Uhr bereits am Industriemuseum in Brandenburg versammeln, da für uns in zwei Gruppen eine Führung durch das ehemalige Hochofenwerk arrangiert worden war.

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Für viele Teilnehmer war diese sehr gute Führung sicherlich ein sehr interessantes Ereignis, denn die gigantischen Dimensionen innerhalb eines Hochofenwerkes und die damals noch sehr harte und belastende Arbeit kann man sich heute nur noch annähernd vorstellen. Auch wurden die Voraussetzungen zur Erzeugung des Rohstahls sehr gut von den Ausstellungsführern erläutert. Es ist schon bemerkenswert, dass wenigstens ein Teil des während der  DDR-Zeiten gigantischen Industriekomplexes heute noch als musealer Ort erhalten bleiben konnte.

Der nächste Streckenabschnitt war dann nicht mehr so lange zu fahren, bis wir in Lehnin im Hotel Markgraf einen vorzüglichen Mittags-Snack im Biergarten einnehmen konnten.

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Das Essen dort ist eine Empfehlung wert, leider hat es dann aber am Ende mit der Bezahlung recht lange gedauert, so dass wir Alle erst weit nach 14 Uhr wieder unsere Fahrzeuge besteigen konnten.

Unsere Strecke führte uns über Emstal, Busendorf (keine im Ort gesehen ;-)) und Fichtenwalde an den Beelitz Heilstätten (links und rechts der Hauptstraße befinden sich herrliche Fachwerkvillen – viele leider (noch) in schlechtem Bau- oder Erhaltungszustand) nach Beelitz, das wohl auch ein recht niedlicher Ort ist. Nach Seddin und Michendorf erreichten wir nach gut mehr als einstündiger Fahrt die Ortschaft Caputh am rechten Ufer des Templiner Sees.

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Wer wollte, konnte sich hier vorher noch das Sommerhaus von Albert Einstein ansehen, ehe wir uns uns zu einem weiteren 45-minütigen Stopp auf dem Parkplatz am Schloß Caputh trafen.

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Die Einen nutzten die Zeit für eine Besichtigung des Schlosses und des (leider nicht mehr in voller Pracht vorhandenen) Gartens aus der Barockzeit, die Anderen zogen eine Erfrischungspause im benachbarten Café vor.

Bei der Weiterfahrt gab es dann leider wieder einmal „Hitzeausfälle” von TRs und leider auch zwischenzeitlich einen Totalausfall eines MGBs wegen Zündungsproblemen und eines Reifenschlauchplatzers. Für den MGB war danach erstmal eine Reise in die Hotelgarage „hoch auf dem gelben Wagen“ zwecks späterer Reparatur durch unsere fachkundigen Schrauber angesagt.

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Wer aber der Hitze noch trotzen wollte und nicht von dort aus gleich ins Hotel heimkehren wollte, hatte noch die Gelegenheit  zum „Cruisen“ durch Potsdam (eine wirklich wieder sehr schön gewordene Stadt) entlang den Ministerien und des Filmmuseums Richtung Sanssouci und dann durch das große Park- und Schloßgelände der Maulbeerallee folgend vorbei an der Potsdamer Mühle, dem Botanischen Garten, dem Drachenhaus, um dann nach dem Passieren des Neuen Palais wieder zum Hotel zu fahren.

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Dort wurden wir bei der Einfahrt in die schön kühle Hoteltiefgarage von einer großen Schar von Menschen empfangen, die Teilnehmer einer Abitur-Abschlußfeier eines Berliner Gymnasiums waren. 

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Schnell wieder zur eigenen Abkühlung in die Dusche oder auf die noch nicht von der Feier betroffene Terasse für ein oder mehrere erfrischende/s Getränk/e, ehe wir uns dann zu unserem Abenddinner in einem im Hotel für uns abseits der Abifeier reservierten Raum treffen konnten. Trotz der Großveranstaltung hatten wir ein gutes Buffetessen. Leider klappte es später im Verlauf des Abends mit dem Getränkeservice nicht mehr so gut.

Wie immer traditionell als Gaudi auf diesen Ausfahrten stattfindend, wurde dann zum „Denunziantentum” aufgerufen, um „Missetaten oder besondere Vorkommnisse” der TeilnehmerInnen während der bisherigen zweitägigen Reise für das „Committée” zu ermitteln. Es ist immer wieder bewundernswert, was Eberhard Kunze so Alles an Vorkommnissen auf seinem kleinen Zettel notieren kann, ehe er und »Itze« Fritz Stöber das Urteil mit einer belustigenden Ansprache verkünden konnten.

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Dieses Mal traf es angesichts der vielen Fahrzeugmalaisen nicht das Organisationsteam, das meist für die Auszeichnung prädestiniert ist. In diesem Jahr war das Thema „Gleichberechtigung für Frauen” angesagt und durch den kapitalen Ausfall ihres „Grünlings” (MGB Roadster), der nach Jurormeinung auf mangelhafte ;-) Reparatur, Wartung und Allgemeinzustand des Wagens zurückzuführen sei, wurde Julia Brudna unter großer Belustigung und Applaus des Publikums unsere Trophäe (Zwerg mit dem Namen »Bosch«) übergeben. Wer Julia kennt, weiß, dass sie es mit Humor nimmt und dem Gnom für ein Jahr ein gutes Zuhause und Abwechslung bieten wird.

Für den letzten Tag unserer Tour war die Abfahrt gnädigerweise nicht so früh angesetzt worden. Auch kündigte sich wohltuend ein Tag mit nicht ganz so heißen Temperaturen an. Leider war die am Vorabend noch eingeleitete Reparatur des „Grünlings” nicht mit Erfolg gekrönt, so dass bedauerlicherweise seine Crew mit ihm die Rückreise per Autotransport vornehmen mußte. Mist!

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Jetzt ging es mit gemütlichem Tempo westwärts über das uns bereits bekannte Genthin, durch Michelsdorf Richtung Schwanebeck über Bad Belzig entlang herrlicher schattiger Alleenstraßen vorbei an schönen Kornfeldern, Weiden oder Obstplantagen, bis wir zur Mittagszeit in Gommern in der dortigen Wasserburg eintrafen, um in dem Gasthof in dem rustikalen Burgmauern den Lunch einzunehmen.

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Nach dem Essen dort begaben sich die noch übrigen FahrtteilnehmerInnen in zwei Gruppen auf jeweils individuellen Strecken zurück nach Hause. Leider gab es dabei noch bei einem Austin-Healey einen starken Defekt, so dass wiederum ein „gelber Engel” den Heimtransport erledigen mußte.

„Alles-in-Allem!” war es mal wieder eine sehr schöne Drei-Tage-Ausfahrt. Ein großes Dankeschön geht dafür von Allen an die Organisatoren für die sehr gute Vorbereitung und Durchführung. Das Roadbook war tadellos und gut zu fahren. Das Programm und das Hotel waren sehr gut.

Diese Tour wird in unseren Annalen als die im sprichwörtlichen Sinne „heißeste” aller bisherigen eingehen.

Schade war nur, dass es unter den Fahrzeugen dieses Mal so viele „Hitzeopfer” gegeben hatte. Aber dafür hatten wir ja an zwei Tagen nur fast wolkenlosen blauen Himmel und Sonnenschein. Und diesen Wetterzustand hatten wir auf anderen Ausfahrten in dieser Form bislang noch nicht in dieser Qualität. Die Cabrio-/RoadsterfahrerInnen hat's bei diesem absoluten Sommerfeeling richtig gefreut.

 

30. Juli 2016 :: Text Wolfgang Hesse :: Bilder © Wolfgang Hesse und Reinhard Voß

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